Trabbis und fröhliche Menschen

 

    Gesine Wenzel hält ihre Erinnerungen an den Mauerfall auf einem Dominostein fest

 

                                                        "Berliner Woche" 5.8.2009

Fotos  zum Projekt Dominoaktion

 

 

Lichterfelde. Wenn sie an den Fall der Mauer denkt, hat sie sofort die Bilder von Trabbi- Lawinen, Menschenmengen und der legen- dären Presekonferenz Schabowskis vor Augen. Ihre Erinnerungen an den 9. November 1989 hat Gesine Wenzel auf einem überdimensio- nalen Dominostein festgehalten. 

 

Der Stein, eigentlich ein Quader aus Styropor, ist einer von rund 1000, die im Rahmen der Domino- aktion anlässlich des 20. Jahrestages des Mauer- falls bemalt werden können. Am 9. Novmber werden riesige Dominosteine an einem Mauerabschnitt aufgereiht und anschließend zum Einsturz ge- bracht. Der Stein der Lichterfelderin Gesine Wenzel ist dabei. "Ich finde es toll, dass mein Stein unter vielen Steinen steht und ein Stück der Feierlich- keiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls ist", sagt die Hobbymalerin und Mitarbeiterin im Büro der SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn.  Sie hat viele Erinnerungen an diese Zeit. "Ich habe damals in Charlottenburg gelebt und in Schöneberg gearbeitet. Auf dem Weg zur Arbeit begegneten mir in den Novembertagen 1989 hunderte von Trabbis, Massen von gut gelaunter Menschen,  die freudig von den Westberlinern willkommen geheißen wur- den", erzählt sie. Fotos und Zeitungsausschnitte aus dieser Zeit hat sie auf ihrem Stein als Collage verarbeitet. Dazwischen tauchen immer wieder Schalgworte wie "Demokratie", keine Gewalt", "Willkommen" und "Novembertage" auf. Ein zentra- er Blickfang sind Bilder der Pressekonferenz, auf der Günter Schabowski die Reisefreiheit für alle DDR-Bürger erklärt. Eigentlich ein Missverständnis, dass den Ausschlag für die Maueröffnung gab. Die Schabowski-Bilder dominieren ihren Stein - vielleicht zu sehr, gibt sie selber zu bedenken. "Aber ich glaube für sehr viele Menschen aus Ost und West war dieser Moment sehr eindringlich. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, weiß heute noch genau, was er an diesem Tag gemacht und was er während der Übertragung der Konferenz empfunden hatte", erklärt Gesine Wenzel.  Die 48-jährige ist in der DDR geboren. Ihre Eltern sind kurz nach dem Mauerbau in den Westen geflüchtet. 

"Ich habe viele Verwandte in Magdeburg und Leipzig. Schon deshalb liegt mir das Thema Mauerfall und Wiedervereinigung sehr am Herzen", sagt sie. Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf wird mit mehreren künstlerisch gestalteten Doninosteinen bei der Rieseninstallation am Brandenburger Tor verteten sein. Neben der Klasse 4a der Dreilinden-Grundschule haben auch Kinder des Zehlendorfer Montessori-Kinderhhauses "Tom Sawyer" des Union Hilfswerkes einen Stein gestaltet. 

Am 9. November werden die über tausend übergroßen Dominosteine zum Finale des "Festes der Freiheit" entlang des Teilstücks der ehemaligen Grenze zwischen Reichstag und Potsdamer Platz zu Fall gebracht.

KM

                                                                                          Übersicht Ausstellungen